Magda Bossy, Westschweizer Sekretärin bei Helvetas, wollte zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Organisation in der Westschweiz etwas Originelles auf die Beine stellen. Sie, die selbst aus Ägypten stammt, ist überzeugt davon, dass Filme ein hervorragendes Medium sind, um die kulturellen Reichtümer zu zeigen: Und so möchte sie den Filmschaffenden des Südens das Wort erteilen. Das, was zunächst noch ganz komplexfrei als «Filme aus der Dritten Welt» bezeichnet wird, gab es seinerzeit nur am Rande zu sehen und beschränkte sich häufig auf einige große Namen, z.B. den Inder Satyajit Ray oder den Japaner Akira Kurosawa. Sie nimmt mit dem Journalisten Yvan Stern Kontakt auf, einem leidenschaftlichen Anhänger der 7. Kunst und Leiter des Office catholique du cinéma für die Westschweiz. Gemeinsam, unterstützt von Freddy Buache, dem Direktor und Gründer der Cinémathèque suisse, erschließen sich Magda Bossy und Yvan Stern mit Helvetas, Swissaid, Fastenopfer, Brot für Alle und Erklärung von Bern finanzielle Mittel. Und von November bis Dezember 1980 werden sieben 16-mm-Filme aus Asien, Afrika und Lateinamerika (darunter Antonio das Mortes des Brasilianers Glauber Rocha und Baara von Souleimane Cissé) in den Filmclubs von Freiburg, Lausanne, Genf, La Chaux-de-Fonds, Biel, Sitten, Neuenburg und Delsberg gezeigt. Der Eintritt ist frei, doch am Ausgang wird das Publikum zur Deckung der Kosten um eine kleine Spende gebeten. Das junge Festival hat demnach einen dezentralen Charakter und findet über die Westschweiz verstreut statt. Sein Erfolg, der von Stadt zu Stadt unterschiedlich ausfällt, spricht für eine zweite Ausgabe.
Das zweite FIFF lief seinerzeit unter dem Namen Festival de films du Tiers-Monde, wobei die Organisator*innen lieber von einem Circuit de films du Tiers-Monde (d.h. einem Parcours) sprachen. Vier Partner schließen sich der Gründungsgruppe an: das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen, Frères sans frontières, die Groupe des volontaires d’Outre-Mer und Magasins du Monde. Im November 1983 folgen zwei Partner des Bunds: Pro Helvetia und die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfen, die 1996 zur Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) wird. Neue Städte erweitern den Parcours: Basel, La Tour-de-Peilz, Pruntrut, Courtelary. Insgesamt werden 18 in der Dritten Welt produzierte Langfilme gezeigt. Es finden 77 Vorstellungen statt. Bei der Bilanz im Februar 1984 wird ein zweijähriger Rhythmus beschlossen. Doch vor allem geht es darum, dem Festival einen Veranstaltungscharakter zu geben und es auf eine oder zwei Wochen in einer Stadt zu begrenzen, die ihm als Ausgangspunkt dient. Es soll Einladungen für Filmschaffende aus dem Süden geben, ja eine echte Festivalatmosphäre und ein Rahmenprogramm, bei dem die Schulen einen privilegierten Platz erhalten. Da sowohl Lausanne als auch Genf bereits über ein großes kulturelles Angebot verfügen, verbleiben noch Biel und Freiburg. Die Entscheidung fällt auf Freiburg, wo es am wenigsten Filmveranstaltungen gibt. Magda Bossy kümmert sich von ihrem Büro bei Helvetas in Lausanne aus um die Verwaltung und den organisatorischen Teil, während Yvan Stern in der Niederlassung des Office catholique du film in Freiburg, das Programm gestaltet. Dabei sind sie alleine, abgesehen von ein paar ehrenamtlichen Helfenden. Unter ihnen der spätere künstlerische Leiter Martial Knaebel, der ab 1980 bei der Vorbereitung der Salle St-Pierre und bei den Vorführungen in Freiburg mitwirkt.
20. bis 29. Januar 1986. Unter der Federführung des aus neun Organisationen bestehenden Patronatskomitees, mit einem zwischen Yvan Stern und Martial Knaebel aufgeteilten Sekretariat, wird ein Ehrenkomitee gegründet, dem der Leiter des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Pierre Aubert vorsteht. Ein umfassender Katalog zeugt von dem Willen, ausführliche Informationen bereitzustellen. Und vor allem schlägt das Festival, dank der Begeisterung des Betreibers Marc Salafa, sein Quartier in einem echten Kinosaal auf - dem Rex. Zehn Tage lang bleibt es dort, bevor die Filme sich über die gleichen, nicht-kommerziellen Wege wie zuvor auf einen Parcours quer durch die Westschweiz begeben. Es gibt zwei Kategorien: eine offizielle Selektion für den Wettbewerb und eine zur «Information». Ein Wettbewerb mit Vergabe eines Verleihförderpreises wird ins Leben gerufen, der dafür sorgen soll, dass die Filme auch in kommerziellen Kinos gezeigt werden. Der erste Preisträger heißt Gaston Kaboré mit Wend Kûuni (Burkina Faso, 1982), seine Konkurrenten sind unter anderem Sembène Ousmane (Emitaï), Souleimane Cissé (Finye), Haïle Gérima (Harvest: 3000 Years) und Lino Brocka (Bayan Ko). Nach einer spärlich besuchten ersten Vorstellung, füllen sich die Säle rasch und zwingen die Veranstalter*innen dazu, zusätzliche Vorstellungen anzubieten. Das Festival war geboren, unter den Augen seiner Initiatorin Magda Bossy, die auch Mitglied der allerersten Jury war. Zehn Tage in Freiburg, dann Stationen in einem Dutzend Städte, mehr als 8'000 Zuschauerinnen und Zuschauer, verteilt auf 96 Vorstellungen. Ein medialer und ein Publikumserfolg (insbesondere in der deutschsprachigen Schweiz), der alle Erwartungen übertrifft.
Bereits im Juni 1987 setzt sich Yvan Stern beim Patronatskomitee für die Gründung eines Trägervereins ein: Er lässt die Satzung niederlegen, um Subventionen zu erhalten. Am 28. September 1987 findet im Rex die Gründungsversammlung des Trägervereins für das Festival de films du Tiers Monde statt. Der Verein ist ausdrücklich französischsprachig und hat zum Ziel, den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern, die Filmkultur der Länder des Südens in der Schweiz bekannt zu machen und ihren Verleih zu fördern. Am 20. Oktober 1987 werden die Organe des Vereins mit der Satzung bestätigt: Generalversammlung, Patronatskomitee, Ehrenkomitee, Exekutivbüro und Rechnungsprüfungskommission. Mit dieser Struktur löst das Festival bei der Ausgabe 1988 zumindest für eine gewisse Zeit das Problem der Verbreitung der Filme in den kommerziellen Kinos. Der Journalist Bruno Jaeggi hatte eine gemeinnützige Stiftung gegründet, deren Ziel es ist, hochwertige Filme aus der Dritten Welt in der Schweiz zu zeigen und zu archivieren: Trigon-Film. Angesichts der Nähe zu den Zielen des Festivals schlägt Yvan Stern, der eine Konkurrenzsituation vermeiden will, eine Kooperation mit Trigon-Film vor, das über die notwendige Schlagkraft verfügt, um die Filme in Freiburg zu verbreiten. Im Gegenzug zeigt das Festival Filme von Trigon-Film. Das Festival wächst, doch das Organisationsteam möchtet es nicht übertreiben: das Budget der 4. Ausgabe beträgt 62'300 Franken. Dabei plant man ein ähnliches Defizit wie bei der 3. Ausgabe ein, d.h. ca. 20'000 Franken. Vom 11. bis zum 20. Januar 1988 zeigt das Festival zunächst in Freiburg, dann auf dem Parcours durch die Westschweiz, 27 Langfilme. Die Werke werden in drei Sektionen eingeteilt: Wettbewerb, Information, Kurzfilm, mit einem besonderen Schwerpunkt auf China und Taiwan. Der Verleihförderpreis, der angesichts der Tatsache, dass die 10'000 Franken von der Stadt Freiburg stammen, auch Preis der Stadt Freiburg hätte heißen können, geht mit Punktegleichstand an Dao Ma tse von Tian Zhuangzhuang (Tibet, China 1985) und Yeelen von Souleimane Cissé (Mali 1987). In Freiburg und im Rest der Schweiz besuchen insgesamt 16'217 Zuschauerinnen und Zuschauer die 164 Vorstellungen, d.h. doppelt so viele wie 1986.
Mit der 5. Ausgabe feiert das Festival sein 10-jähriges Bestehen. Bei dieser Gelegenheit wird der Zusatz «Dritte Welt» gestrichen, den die Filmschaffenden aufgrund seiner leicht fatalistisch negativen Konnotation ablehnen. Von nun an spricht man vielmehr vom Festival de films de Fribourg (dt. Filmfestival Freiburg) mit dem Zusatz «Afrika, Asien, Lateinamerika». Das Patronatskomitee segnet im Mai 1988 ein vorläufiges Budget in Höhe von 205'000 Franken ab. Das Komitee beschließt gleichzeitig, kein privates Sponsoring in Anspruch zu nehmen. Der Parcours wird von nun an auch auf den deutschsprachigen Teil der Schweiz ausgedehnt (Zürich, Luzern, Basel und Bern), da ein erster Versuch 1988 in Zürich sehr erfolgreich war – das Festival wird zu einer landesweiten Veranstaltung. Und so muss der Katalog von nun an auf Französisch und auf Deutsch herausgegeben werden. Doch die Ausweitung auf die deutschsprachige Schweiz erweist sich als Misserfolg, denn sie ist zu teuer für das Festival, das den Großteil der Organisation übernimmt. Und so tritt das Festival bald darauf den Rückzug an. In Freiburg werden 12 Filme im Wettbewerb gezeigt. Neue Auszeichnungen, die den Verleihförderpreis ergänzen, werden ins Leben gerufen: ein Prix Trigon und ein Publikumspreis. Die Kategorie Information gibt es nach wie vor. Hinzu kommen Sondervorführungen außerhalb des Wettbewerbs, eine Retrospektive über Sarah Maldoror - die erste afrikanische Filmemacherin - sowie afrikanische Kurzfilme. Piravi von Shaji N. Karun gewinnt sowohl den Verleihförderpreis als auch den Publikumspreis. Zehn Tage und die Zahlen bleiben stabil: 6'400 Zuschauer*innen, 70 Vorführungen und ca. 50 Filme. Knapp ein Dutzend Filmschaffenden hatten den Weg auf sich genommen. Am Ende der Ausgabe beschließt Magda Bossy, den Vorsitz des Trägervereins an Yvan Stern abzugeben, der wiederum Martial Knaebel die Festivalleitung überträgt. Das Patronatskomitee beschließt, den zweijährigen Rhythmus auf einen Einjahresrhythmus zu verkürzen und ein Büro in Freiburg zu eröffnen (Leitung, Verwaltung, Sekretariat). Doch es braucht ein wenig Zeit, um all dies zu organisieren: Der Jahresrhyhtmus wird 1992 aufgenommen.
Zusätzlich zum Festival vom 27. Januar bis zum 5. Februar in Freiburg wird auch der Parcours durch die Schweizer Städte fortgeführt, obwohl vielerorts ähnliche Veranstaltungen entstehen. Der Parcours trägt seinerzeit den Namen «Festival de films Asie-Afrique-Amérique latine», gefolgt von dem Namen der Stadt oder des Kinosaals. Wettbewerb, außerhalb des Wettbewerbs, Kurz- und Dokumentarfilme, aber auch eine Hommage an den philippinischen Filmemacher Lino Brocka, sowie ein echtes Schulprogramm: Knapp 70 Filme stehen auf dem Programm. Dank dem DEZA, Pro Helvetia, der Loterie Romande, der Eidgenössischen Filmkommission und der Stadt und des Kantons Freiburg wird das Festival immer professioneller. Martial Knaebel holt zwei neue Assistentinnen an Bord, Ingrid Kramer und Dominique de Rivaz. An ihrer Seite kümmert sich Yvan Stern um die Öffentlichkeitsarbeit und hilft bei der Auswahl, während Magda Bossy für den Empfang zuständig ist. Zwei weitere Wettbewerbe werden ins Leben gerufen - einer für Kurzfilme, einer für Dokumentarfilme (der mit Lumumba an den Haitianer Raoul Peck geht). Die Preise für Langfilme gehen an die Vietnamesin Viet Linh (Ganh Xiec Rong, Verleihförderpreis), den Tadschiken Bakthyar Khudoynazarov (Bratan, Prix Trigon-Film) und den Türken Ömer Kavur (Gizli Yüz, Publikumspreis). Die 6. Ausgabe zählt ganze 453 Vorführungen in 15 Städten, darunter Freiburg. In der Westschweiz zählt man knapp 20'000 Besucher*innen (in Freiburg 2'000 mehr als im Vorjahr). Bei einem Budget von 400'000 Franken beträgt das Defizit zwar nur 5'000 Franken, dennoch macht sich das Fehlen privater Sponsoren schmerzlich bemerkbar. Die fehlende Unterstützung seitens der Städte, in denen das «Festival de Films Asie-Afrique-Amérique latine» Station macht, steht im krassen Gegensatz zu dem Engagement des Festival-Teams. So ist man gezwungen, kleinere Brötchen zu backen und die Zahl der Filme zu reduzieren
Im Herbst 1992 erhält das Festival eine internationale Anerkennung seitens der UNESCO: das Label der «Weltdekade für kulturelle Entwicklung». Erstmals werden sämtliche Filmschaffende eingeladen, während die Verwaltung vier Monate vor der 7. Ausgabe - die vom 17. bis zum 24. Januar stattfindenden soll - plant, Personal einzustellen (Sekretariat, Presse, Technik und Kurierdienst). . Sieben statt zehn Tage. Es wird eine Ausgabe der Vernunft und der Professionalisierung: erneut weniger Filme auf dem renommierten Parcours durch die Schweizer Städte («Les Films du Sud», über einen Monat statt zwei), dafür mehr Filme in Freiburg. Die Wettbewerbe der Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme werden ergänzt durch eine Hommage an den Inder Satyajit Ray, eine Retrospektive des Südkoreaners Lee Chang-ho und einen Schwerpunkt auf die kubanische Filmschule Escuela Internacional de Cine y TV in San Antonio de Los Baños. Der Hauptpreis geht mit Punktegleichstand an den Chinesen Li Shaohong (Xuese Qingchen) und den Syrer Mohammed Malas (Al Leil), während der Chilene Ricardo Larrain den Prix Trigon-Film (La Frontera) gewinnt. Der Argentinier Adolfo Aristarain wird mit dem Publikumspreis ausgezeichnet (Un Lugar en el mundo). Die drei Säle des Rex werden intensiv genutzt und die Publikumszahlen steigen um 10 % auf ganze 10'000 verkaufte Eintrittskarten. Die Frage der privaten Sponsoren und der Vereinbarkeit mit der Ethik des Festivals steht erneut zur Debatte.
Eine Änderung der Satzung erweist sich als notwendig und sorgt über die vom 30. Januar bis zum 6. Februar stattfindende Ausgabe hinaus für Gesprächsstoff: Am 30. März 1994 beschließt die Generalversammlung die neue Version und setzt damit die Vorgängersatzung von 1987 außer Kraft. Den Vorsitz des Ehrenkomitees übernimmt die Bundesrätin Ruth Dreifuss. Es geht dabei insbesondere darum, professioneller zu werden und dem Festivalleiter Martial Knaebel gewisse Verpflichtungen in der Verwaltung abzunehmen, um ihm die Möglichkeit zu geben, mehr zu reisen. Einem Vorschlag des Vorsitzenden des Trägervereins Paul Jubin folgend wird die Struktur künftig in drei Ebenen aufgeteilt: die Generalversammlung; das Exekutivkomitee; die Leitung und das Exekutivsekretariat. Unterdessen bricht die Ausgabe 1994 alle Rekorde. Die Wettbewerbe, eine Sektion Regards croisés, eine Retrospektive der indischen Werke von G. Aravindan und eine Hommage an Hou Hsiao-Hsien (der mit seinem neuen Film The Puppetmaster gemeinsam mit Kosh Ba Kosh des Tadschiken Bakhtiar Khudoynazarov den Verleihförderpreis erhält) - ein Programm, das ca. 25'000 Zuschauenden (15 % mehr als 1993) in die vier Freiburger Säle und die 19 Städte des Parcours «Les Films du Sud» lockt. Das Budget beträgt nun 720'000 Franken, doch trotz des Erfolgs bleibt ein Defizit in Höhe von 34'000 Franken. Es wird intern ein Sparkurs beschlossen und man begibt sich auf die Suche nach neuen Geldquellen.
Das Festival wird von Januar auf März verschoben und findet vom 5. bis zum 12. des Monats statt - vor allem um einen gewissen zeitlichen Abstand zu den Solothurner Filmtagen zu gewinnen. Zwei Kubaner, Fernando Pérez mit Madagascar und Daniel Diáz Torres mit Quiereme y verás, teilen sich den Grand Prix (der Verleihförderpreis und der Dokumentarfilmpreis werden abgeschafft). Die Jury vergibt erstmals einen Sonderpreis (Charadar des Inders Buddhadeb Dasgupta). Zu der Parallellsektion Regards croisés kommt eine Retrospektive über den Kubaner Tomás Gutiérrez Alea und eine Hommage an das mongolische Kino. Insgesamt mehr als 70 Filme an 8 Tagen. Die Publikumszahlen in Freiburg belaufen sich auf knapp 12'000 (11'700 im Jahr 1994). Über die Finanzierung des Bundes (23 % via Pro Helvetia, Bundesamt für Kultur und DEZA), der Kantone und Gemeinden (9 %), der Loterie Romande, der Trägerorganisationen (27 %) und der eigenen Einnahmen (41 %), stoßen erstmals zwei auch privatwirtschaftliche Partner zum Festival: das Pariser Unternehmen Burrus und Telecom. Diese Neuerung und die Suche nach weiteren Sponsoren wird heftig diskutiert, insbesondere bei der Generalversammlung am 1. Juni 1995. Weitere Wachstumsbremse: Die Tatsache, dass der Parcours «Films du Sud» in Lausanne und Genf von Métrociné ausgerichtet wird, sorgt für Unmut, so dass die Hälfte der Stammgäste die Vorstellungen in diesen beiden Städten boykottiert.
Auf Betreiben des neuen Präsidenten Jean-Paul Rüttimann, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, werden neue Bande mit dem Freiburger Touristeninformationszentrum geknüpft, so dass das Festival in den Schaufenstern einiger Geschäfte eine größere Sichtbarkeit erhält. Im Team ergeben sich einige Veränderungen: Dominique de Rivaz (Pressearbeit) und Ingrid Kramer (Sekretariat mit Roberta Wullschleger) arbeiten noch immer Seite an Seite mit Festivalleiter Martial Knaebel. Hingegen wird Philippe Clivaz bei der Organisation des Parcours «Films du Sud» von Anne-Sophie Cosandey abgelöst. Die 10. Ausgabe vom 3. bis zum 10. März 1996 bietet ein sehr abwechslungsreiches Programm: Kurz- und Langfilme im sowie außerhalb des Wettbewerbs, argentinische Kurzfilme, mexikanische Animationsfilme von Carlos Carrera, eine Retrospektive des Bolivianers Jorge Sanjinés und ein Panorama des Kinos aus Aserbaidschan. Der Argentinier Eliseo Subiela holt mit No te mueras sin decirme adónde vas den Grand Prix, während der Taiwaner Hou Hsiao Hsien erneut in Freiburg prämiert wird (Sonderpreis der Jury für A la Croisée des destins). Mit insgesamt 139 Vorführungen in fünf Sälen, darunter die Schulvorstellungen, verzeichnet das Festival 13'000 verkaufte Eintrittskarten. Doch die Finanzen folgen nicht dem Aufwärtstrend.
Das Defizit der 10. Ausgabe zwingt die Organisation zu Sparmaßnahmen: Senkung der Gehälter, der Kosten und der Zahl der Filme (maximal 70 gegenüber 110 im Jahr 1996). Ein neues Exekutivkomitee wird eingesetzt und ein Experte wird eingestellt, um Sponsoren zu suchen. Trotz dieser Bedingungen und dank einer Ausweitung des Festivals nach Bulle lockt die komprimierte Ausgabe, die vom 2. bis zum 9. März stattfindet, insgesamt 14'000 Zuschauerinnen und Zuschauer an. Das Programm setzt nach wie vor auf Vielfalt: Filme innerhalb und außerhalb des Wettbewerbs, ein Schwerpunkt auf die südkoreanische Nouvelle Vague, ein Panorama zum Thema Südafrika und eine Retrospektive von Adoor Gopalakrishnan. Der Chinese Zhang Ming holt mit Wushan Yunyu: In Expectation den Grand Prix.
Die Veranstaltung setzt ein Zeichen und fügt seinem Namen den Zusatz «international» hinzu. Der Grand Prix des FIFF (Festival International de Films de Fribourg, dt. Internationales Filmfestival Freiburg) wird zum Regard d’or, dem der Freiburger Bildhauer Jean-Jacques Hofstetter eine originelle Form verleiht. Vom 1. bis zum 8. März erstreckt sich das Festival von Bulle und Freiburg bis hin nach Düdingen. Auch das Schulprogramm wird ausgeweitet, in dessen Rahmen hunderte von Lernenden aus Freiburg, aber auch aus Lausanne und Bern für sie bislang unbekannte Filmwelten entdecken. Einmal mehr in der Geschichte des Festivals teilen sich zwei Filme den Grand Prix bzw. den Regard d’or: ¿Quién diablos es Juliette? von Carlos Marcovich (Mexiko) und Pizza, birra, faso von Adrián Caetano und Bruno Stagnaro (Argentinien). Die Auswahl mit einem Panorama zum Thema Filme aus Hongkong (1966-1996) und eine Retrospektive El Tango en el Cine (1933-1944) verzeichnen mit 20'000 verkauften Eintrittskarten (50 % Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr) einen großen Erfolg. Das Konzept von Films du Sud wird abgewandelt: Das Festival kauft acht Filmkopien, die frei ausgestrahlt werden können. Der von Passion Cinéma organisierte Parcours wird ein voller Erfolg: 11'000 Zuschauerinnen und Zuschauer in 25 Städten sowie mehr als 2'000 Lernenden im Rahmen des Schulprogramms.
Vom 7. bis 14. März möchte das Festival, das seinen Sponsor Swisscom verloren und dafür eine geringere Summe von Crédit Suisse für sich gewinnen konnte, seine Beziehungen mit Trigon-Film klären, dessen Filme sich nicht mit denen von «Films du Sud» überschneiden sollen. Trigon-Film sollte eher in der deutschsprachigen Schweiz wirken, während das Festival in der Westschweiz dominieren möchte. Abderrahmane Sissoko (La Vie sur Terre, Mali/Mauretanien) gewinnt diese Ausgabe, während das Publikum seinen Preis an La vida es silbar des Kubaners Fernando Pérez vergibt. Einer der Höhepunkte ist die «Carte blanche, 10 ans de Trigon-Film». Hinzu kommt ein Panorama der Filme der 1990er-Jahre in Kasachstan und eine Hommage an den brasilianischen Dokumentarfilmer César Paes. Die Publikumszahl erhöht sich nochmals um 1'000 auf 21'000. Das Schulprogramm erreicht 4'000 Lernende.
Mit der 14. Ausgabe wird gleichzeitig das 20-jährige Bestehen des Festivals gefeiert. Im Oktober 1999 beschließt das DEZA, das die Veranstaltung von Beginn an unterstützte, Hauptsponsor des Festivals zu werden, und steuert insgesamt 175'000 Franken bei. Vom 12. bis zum 19. März 2000 präsentiert das Festival, das nun von Charles Ridoré geleitet wird (und stark durch das Engagement von Marina Mottin in der Programmation sowie Marie-Claude Barbier im Generalsekretariat/Marketing geprägt ist) rund 70 Filme. Schwerpunkte bilden das Widerstandskino in Südkorea, das 20-jährige Bestehen des Festivals, die Teilung Bengalens, die herausragenden Filme aus dem arabischen Raum sowie der Wettbewerb, der von einem guten halben Dutzend Jury-Mitgliedern entschieden wird, die im Laufe der Jahre hinzugestoßen sind: Internationale Jury, Jury FIPRESCI der internationalen Presse, ökumenische Jury, Jury der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Jury FICC (Fédération internationale des ciné-clubs), Jury der politischen Presse. Der Kurzfilmwettbewerb wird nicht mehr durchgeführt. Der Südkoreaner Jeon Soo-il gewinnt mit Sae Neun Paegoksuneul den Regard d'or, während der Argentinier Pablo Trapero mit Mondo Grua vier andere Preise einheimst.
Der Film Yi Yi des Taiwaners Edward Yang, der den Regard d’or holt, geht als einer der größten Erfolge außerhalb des Festivals in die Geschichte ein. Er wurde beim FIFF in Premiere gezeigt. Bei dieser 15. Ausgabe wird auch der Chinese Jia Zhangke für Zhan Tai ausgezeichnet. Walter Rugo übernimmt die Verwaltung. Die Ausgabe setzt in den Parellelsektionen zwei Schwerpunkte: Lateinamerikanische Filme des Aufbruchs und Der neue afrikanische Film.
Die Struktur des Festival wandelt sich. Martial Knaebel, seit 1990 Festivalleiter, wird künstlerischer Leiter, während Walter Rugo die Verwaltung übernimmt. Gleichzeitig wird eine neue Festivalleiterin ernannt. Rachel Bruhlart. Martial Knaebel teilt sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen den redaktionellen Teil des Katalogs, der ihm normalerweise zur Verfügung steht - und so wird er es bis zu seiner letzten Festivalausgabe im Jahr 2007 halten. Der Südkoreaner Park Kiyong holt mit Nakta(dul) den Regard d’or in einem Wettbewerb mit folgenden Sektionen: Schwarzamerika: Bilder zu befreien und Der Süden: Gebrauchsanleitung.
Der neue Film des Mauretaniers Aberrahmane Sissako, En attendant le bonheur, eröffnet das Festival am 16. März. Es ist Festivalleiterin Rachel Bruhlart, die es im Tabloid des langjährigen Partners, La Liberté, ankündigt. Jean-François Giovannini übernimmt die Präsidentschaft von Charles Ridoré. 87 Filme werden in Freiburg, Bulle und Düdingen gezeigt. Ein herausragender Programmpunkt ist, neben den üblichen Sektionen, eine ebenso vergnügliche wie imposante Retrospektive: Musicals Das FIFF passt sich an den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel außerhalb des Kinos an. Nachdem zunächst das Konzept der Dritten Welt 1990 in Frage gestellt wurde, wird nun allmählich auch die Anschauung des Südens als Gegensatz zum Norden überdacht. Dieses Mal räumt Argentinien ab: Der Publikumspreis geht an Adolfo Aristarain für Lugares Comunes, während der Regard d’or an Carlos Sorín für Historias Minimas vergeben wird.
Das Auswahlkomitee wird beträchtlich erweitert: Martial Knaebel wird von nun an von dem Filmemacher Jean-Stéphane Bron, dem Schriftsteller Christophe Gallaz und der Produzentin Elena Tatti unterstützt. Ergebnis ist neben der offiziellen Selektion eine Auswahl mit fünf Parallellsektionen: Argentinien im Herzen; 50 Jahre TSR; Zur Erinnerung; Regards croisés und eine Retrospektive «Filme aus Zentralasien», die von Marina Mottin zusammengestellt wurde. Der Peruaner Josué Mendez holt mit Días de Santiago nicht nur den Regard d’or, sondern auch drei weitere Auszeichnungen. Die Ausgabe verzeichnet einen Besuchsrekord: 28'000 verkaufte Eintrittskarten.
Vom 6. bis zum 13. März zeigt das FIFF, über den Parcours Films du Sud hinaus, insgesamt 101 Filme. Sie verteilen sich auf acht Sektionen, einschließlich des Wettbewerbs: Unter anderem eine Hommage an den Türken Ömer Kavur, ein Panorama Palästina/Israel, im schweizerischen Gedächtnis und eine Retrospektive mit dem Titel Das Unsichtbare filmen, bei der ein Werk von Pasolini Seite an Seite mit einem Tarkovski zu Ehren kommt. Zwölf Jahre nachdem sie mit Un Certain Matin den Kurzfilmpreis geholt hatte, wird die aus Burkina Faso stammende Regina Fanta Nacro für La Nuit de la Vérité mit dem Regard d’or ausgezeichnet.
20. Ausgabe! 25-jähriges Bestehen Das gesamte Festival-Team verewigt sich über beide Ohren strahlend im Katalog, darunter die neue Verwaltungsdirektorin Franziska Burkhardt, und unterschreibt gemeinsam den redaktionellen Teil. Mit der gleichen Dynamik, die voll und ganz im Einklang mit der FIFF-Philosophie steht, sperrt sich diese Ausgabe gegen den rückwärtsgewandten Blick: Neben der offiziellen Selektion, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Wettbewerbs, dreht sich alles um eine Hommage an den Star des brasilianischen Protestkinos Helena Ignez, ein Panorama Der iranische Film zieht in den Krieg sowie den Schwerpunkt Der philippinische Digitalfilm. Und so ist es auch ein Iraner, Maziar Miri, der mit seinem Film Be Ahestegi den Regard d’or holt. Weitere Preisträger sind der Philippine Lav Diaz (der 480-minütige Film Heremias erhält den Sonderpreis), der Singapurer Eric Khoo, der gleich dreifach für Be With Me ausgezeichnet wird, während die Libanesin Jocelyne Saab mit Dunia die Gunst - und den Preis - des Publikums gewinnt.
Im Juli beginnen die Umbauarbeiten des Ancienne Gare in Freiburg, wo das FIFF bald darauf seine neuen Büroräume eröffnet. Im Oktober wird Martial Knaebel beim südkoreanischen Busan International Film Festival mit dem Korean Cinema Award ausgezeichnet, mit dem eine nicht-koreanische Person, die sich um die Förderung des koreanischen Films im Ausland verdient gemacht hat, geehrt wird. Im November wird Ruth Lüthi zur Präsidentin des FIFF ernannt. Unter anderem übernimmt sie den Umzug des Festivals in den Ancienne Gare. Sie führt auch die Verhandlungen mit den Kinobetreibenden der Stadt, da das Unternehmen Salafa nicht mehr alleine ist: Im Stadtzentrum eröffnet im Herbst 2007 ein Multiplexkino namens Cap'Ciné (das spätere Arena).
Die erste einer Reihe von vier Ausgaben, bei denen sich die visuelle Identität um Bilder eines Kaleidoskops herum dreht, und gleichzeitig die letzte des künstlerischen Leiters Martial Knaebel, der die Geschichte des Festivals seit der ersten Ausgabe im Jahr 1980 begleitet. Der Thailänder Apichatpong Weerasethakul (der bereits 2002 dabei war), der Algerier Tariq Teguia und der Argentinier Ariel Rotter nehmen am Wettbewerb teil und werden allesamt ausgezeichnet, doch es ist der Brasilianer Chico Teixeira, der den Regard d’or für seinen Film A Casa de Alice mit nach Hause nehmen darf. Neben den Kurzfilmen, die bereits seit einiger Zeit von Anne Delseth ausgewählt werden, umfassen die Parallelsektionen die Retrospektive Taiwan: kleine Alltagsgeschichten sowie zwei Panoramen mit dem Titel Bilder des urbanen Lebens und Jenseits von Freiheit: die Identität südafrikanischer Filmschaffender.
Das Zelt, das das Herzstück des Festivals bildete, verschwindet zugunsten des Ancienne Gare. Diese letzte Ausgabe der Ära Knaebel ist somit recht bewegt und die Bilanz der Publikumszahlen ist mit 26'000 Eintrittskarten erstmals rückläufig. Nach dem Weggang ihres Kollegen befragt, kündigt Verwaltungsdirektorin Franziska Burkhardt an, dass das FIFF «mit der neuen künstlerischen Leitung über ein Programm nachdenken wird, das ein breiteres Publikum anspricht», bei gleichzeitiger Beibehaltung der ursprünglichen Ausrichtung. Im Juni verkündet die Zeitung La Liberté, dass das FIFF seine Programmgestaltung möglicherweise delegieren müsse. Denn trotz der 26 Bewerbungen war es nicht gelungen, einen geeigneten künstlerischen Leitung bzw. eine Leiterin zu finden. Diese Vakanz ist besonders problematisch, da sie in die Zeit fällt, in der die Sektion Film des Bundesamtes für Kultur, die von Nicolas Bideau geleitet wird, sich anschickt, die Hilfen für Festivals - insbesondere die vier großen, darunter das FIFF, Locarno, Nyon und Solothurn - neu zu verteilen. Am 2. August verkündet das Festival, endlich die seltene Perle gefunden zu haben: den Franzosen Edouard Waintrop, Filmkritiker der Zeitung Libération. Zwei Tage darauf folgt die Abstrafung des Bundesamtes für Kultur: der Abstieg des Festivals in die Kategorie B, einjährige Testphase und eine Kürzung der Subventionen um 130'000 Franken (von 230'000 Franken der Vorjahre).
In Rekordzeit, d.h. innerhalb von fünf Monaten seit seiner Ernennung im August 2007 präsentiert der neue künstlerische Leiter, Edouard Waintrop, bereits im Januar ein Programm, das seiner Philosophie entspricht. «Für mich gibt es keine Filme des Südens. Was es gibt, sind vielfältige und unterschiedliche Filmkulturen, die sich in verschiedene Genres aufteilen: Melodram, Krimi oder Komödie... All diese Filmkulturen müssen koexistieren.» «Das Festival öffnet sich für das Genrekino», so lautet die Überschrift seines ersten Beitrags im Katalog. Sein persönliches Faible, der Film Noir, ist von Anfang an in einem Panorama unter dem Motto Noir total vertreten. Hinzu kommt ein Schwerpunkt auf das Atelier Varan in Kabul, eine Hommage an den Südkoreaner Lee Chang-dong, sowie die Panoramen Film und Revolution und Die Liebe, weltweit. Der Regard d'or geht nach Malaysia mit Flower in the pocket von Liew Seng Tat. Das Publikum stimmt mehrheitlich für La Zona des Mexikaners Rodrigo Plá, während der Chinese Wang Bing mit He Fengming gleich dreifach ausgezeichnet wird.
Mit seinem neuen Mittelpunkt im Ancienne Gare, den neuen Kinosälen im Cap’Ciné (dem späteren Arena) und der Einstellung des Parcours Films du Sud, der zu teuer wurde und eine zu große Konkurrenz hatte, findet das 22. FIFF einen gelungenen Einstieg in die Ära Waintrop: 25'500 verkaufte Eintrittskarten, d.h. gerade einmal 500 weniger als im Vorjahr. Und das trotz der Turbulenzen des zurückliegenden Jahres. Und wenn man das Schulprogramm wie in 2007 mitzählt, steigt die Zahl sogar auf 27'900. Der Zuwachs ist bemerkenswert: 2'400! Edouard Waintrop, der ursprünglich nur für diese eine Ausgabe zuständig sein sollte, hat bereits Ideen für die Zukunft...
Das Bundesamt für Kultur kündigt an, die Subventionen noch zwei Jahre lang auf 100'000 Franken zu beschränken. Sei's drum: Mit einem stabilen Budget von 1,7 Millionen fällt diese 23. Ausgabe vom 14. bis zum 21. März großzügig aus. Der Singapurer Eric Khoo kehrt mit My Magic zurück und gewinnt den Regard d’or inmitten einer Auswahl, die ein halbes Dutzend Parallelsektionen bietet. Out of Bollywood; Fábulas de Favela; Hommage an Francisco Lombardi; Rache der Frauen; Der Pate in Asien; Made in Nollywood, begleitet von einem Workshop mit dem Titel «Hat der Elefant noch Eier?». Die psychologische Marke der 30'000 verkauften Eintrittskarten wird geknackt. Öffnung für das Genrekino und gleichzeitig die treuen FIFF-Begeisterte zufrieden stellen: Experiment gelungen.
Franziska Burkhardt hatte es bereits bei ihrer zweiten Ausgabe, im 2007, angekündigt: Sie würde ihren Posten als Generalsekretärin verlassen, sobald sich die Turbulenzen gelegt haben. Im Mai 2009 wird Esther Widmer an ihrer Stelle berufen. Sie nimmt ihre Arbeit im September auf, um die Ausgabe 2010 zu begleiten, die erneut mehr als 30'000 Zuschauende zählt. Edouard Waintrop freut sich über die vielen hochwertigen Filme im Einklang mit seinem Wunsch nach Öffnung. Er genießt den Erfolg seines Programms, bei dem der Georgier George Ovashvili mit The Other Bank sowohl mit dem Regard d’or als auch mit dem Publikumspreis gekrönt wird. Neben dem Wettbewerb, den Sonderabenden und Kurzfilmen fächert sich das 24. FIFF in ein Forum über Fernsehserien im Nahen Osten und sechs Panoramen auf: Je me balade dans Mockba; Seeräuberseelen (Carlos Reichenbach und Jorge Furtado); Moi, un Noir; Der Fluch des koreanischen Könige; Reykjavík, Sofia; und Yakuza Graveyard (Kinji Fukasaku). Die Kritik spricht von einem «Triumph der Cinephilie». Im Mai schließt das Kino Corso. Das FIFF ist gezwungen, sich zwischen dem Rex und Cap'Cine (dem späteren Arena) aufzuteilen. Wobei einige Puristen des Festivals letzteres nur widerwillig frequentieren.
Anfang September 2010 kündigt Edouard Waintrop sein Ausscheiden aus der Leitung des FIFF an - und zwar nach Ende der 25. Ausgabe, die vom 19. bis zum 26. März 2011 stattfindet. Er tritt die Nachfolge von Ruy Nogueira in der Leitung des CAC-Voltaire in Genf an und übernimmt bald darauf die Leitung der Quinzaine des Réalisateurs beim Festival de Cannes. Sein Nachfolger ist rasch gefunden: Thierry Jobin, Journalist der Tageszeitung Le Temps. Da er bereits im Vorfeld der 25. Ausgabe ernannt wird, verfügt er über ein ganzes Jahr für die Vorbereitung seiner Premiere im Jahr 2012. Unterdessen findet die 25. Ausgabe statt und stellt mit 32'000 verkauften Eintrittskarten erneut einen Rekord auf. Die visuelle Identität verabschiedet sich von den Kaleidoskop-Variationen. Es beginnt die graphische Ära im Zeichen von Benedict Rohrer. Der Südkoreaner Lee Chang-dong, der vier Jahre zuvor bei der ersten Ausgabe unter Edouard Waintrop mit einer Hommage geehrt wurde, schließt den waintropischen Kreis und holt mit Poetry den Regard d'or. Sieben Panoramen offenbaren die Geheimnisse des georgischen Films, der schwarzen Musik im Film, der Argentinierin Lita Stantic, des malaysischen Da Huang Networks, der Femme fatale, der Portraits von Terroristen und eines Patchworks von Filmen, die zwischen Lima und Pristina entstanden
Bei seiner Bewerbung hatte der neue künstlerische Leiter Thierry Jobin eine neue Definition der Sektionen des FIFF angeregt: Die Errungenschaften der Gründerinnen und Gründer bewahren und gleichzeitig die von Edouard Waintrop eingebrachte Öffnung nutzen, um die Parallelsektionen mit Jahr für Jahr wiederkehrenden Bezeichnungen klarer zu benennen. Dadurch könnte das Festival, bei dem fremde Kulturen sowohl mit Mitteln der Kunst als auch mit kommerziellen Filmen erkundet werden, stärker durch das Publikum und die Medien wahrgenommen werden. Genrekino, Entschlüsselt (thematische Sektion), Diaspora (Carte blanche für einen Emigranten), Hommage à…, Neues Territorium (Schwerpunkt auf eine Filmkultur, die sich in der Entwicklung befindet) und Sur la Carte de… (klassische Carte blanche). Hinzu kommen Filme für Familien (FIFFamilie) oder Begeisterte von Nervenkitzel (Midnight Screenings). Nachdem das Vertrauen des Komitees gewonnen war, werden 118 Filme aus 47 Ländern in der offiziellen Selektion und in den neuen Sektionen gezeigt, die wie zusätzliche Kapitel erschaffen wurden, ja wie eine Schnittstelle der Sichtweisen in einer kinematographischen Wirklichkeit, in der die Abgrenzung nicht mehr so wichtig ist wie zuvor. Die Welt verstehen und bei seinem Nachbarn in der Wohnung gegenüber beginnen.
Der Israeli Ido Fluk holt mit Never Too Late den Regard d’or, während die Brasilianerin Julia Murat mit Histórias que Só Existem Quando Lembradas mit gleich vier Preisen ausgezeichnet wird. Der künstlerische Leiter des Festivals de Locarno Olivier Père darf einen von ihm verehrten Filmemacher einladen: Seine Wahl fällt auf Ivan Passer, der den Weg auf sich nimmt. Die Sektion Entschlüsselt befasst sich mit dem Bild des Islams im westlichen Kino. Diaspora lädt den Zeichner Patrick Chappatte dazu ein, seine libanesischen Wurzeln zu offenbaren. Genrekino befasst sich mit den Formen des Westernfilms auf den verschiedenen Kontinenten. Hommage à... ehrt den Schweizer Produzenten Pierre-Alain Meier. Neues Territorium erforscht die Filmkunst in Bangladesh. Sur la Carte de… für den Schweizer Animationskönig Georges Schwizgebel. Trotz der sommerlichen Temperaturen verzeichnet diese Ausgabe etwas mehr als 30'000 Besucherinnen und Besucher.
Walter Stoffel übernimmt von Ruth Lüthi die Präsidentschaft des Festivals. Er erlebt vom 16. bis zum 23. März sein erstes FIFF. Die Ausgabe befasst sich mit Vernachlässigungen in der Kindheit (Entschlüsselt), mit Armenien in Form der Carte blanche für Atom Egoyan (Diaspora), mit Sportfilmen (Genrekino), der World Cinema Foundation von Martin Scorsese (Hommage à…), dem usbekischen Kino (Terra incognita) sowie den Lieblingsfilmen des Belgiers Bouli Lanners (Sur la Carte de...). Verschiedene Überraschungsgäste geben sich die Ehre: der Südkoreaner Im Sang-soo, ausgewählt von der Direktorin des Neuchâtel International Fantastic Film Festival, Charles Aznavour, der über Armenien spricht, sowie Eric Cantona, zum Thema Sportfilm. Der Chinese Wang Bing heimst mit Three Sisters vier Auszeichnungen ein, darunter den Regard d’or. Das Publikum entscheidet sich für Wadjda, den ersten saudischen Film, der darüber hinaus von einer Frau stammt: Haifaa Al-Mansour. Die Publikumszahlen erreichen einen neuen Rekord: 36'000, d.h. 4'000 mehr als 2011.
Erstmals in seiner Geschichte wird das FIFF von der Freiburger Kantonalbank unterstützt. Die Frage der Finanzierung durch die Privatwirtschaft konkretisiert sich endlich und die Öffnung des Festivals für sämtliche Genres und ein vielfältiges Publikum ist daran sicher nicht ganz unbeteiligt. Eine gute Nachricht kommt selten allein: Das Festival erfährt im Mai 2013, dass die Subventionen des Bundesamtes für Kultur in den kommenden drei Jahren um 30 % angehoben werden (auf 130'000 Franken bei einem Gesamtbudget von ca. 2 Millionen). Darüber hinaus bestätigen zwei Filmgrößen ihr Kommen im März 2014: die Dardenne-Brüder. Sie übernehmen Sur la Carte de... Die anderen Sektionen, abgesehen von der Carte blanche in der Sektion Diaspora für die russische Hockey-Legende Slava Bykov, kommen eher düster daher: Katastrophenfilme (Genrekino), Kino aus Madagaskar (Neues Territorium), Wirtschaftskrise (Entschlüsselt) oder auch Die Geschichte des iranischen Kinos – erzählt durch seine Filmschaffenden, eine Hommage in Form einer Umfrage bei einem guten Dutzend iranischer Regisseurinnen und Regisseure, die im Juli 2014 beim Edinburgh International Film Festival sowie im März 2015 beim TIFF der Cinematheque Toronto gezeigt wird. Es ist eine Regisseurin, die Südkoreanerin Lee Sujin, die für ihren bedrückenden Film Han Gong-ji mit dem Regard d’or ausgezeichnet wird. Der wieder eingeführte Kurzfilmpreis geht an La Reina des Argentiniers Manuel Abramovich. 1'000 Zuschauende toppen den Rekord des Vorjahres, der auf 37'000 steigt.
François Nordmann tritt die Nachfolge von Walter Stoffel an, der die Präsidentschaft des Festivals im November 2014 abgibt. Der Anschlag auf Charlie Hebdo, am 7. Januar, wirft einen dunklen Schatten über die Auswahl, insbesondere die Sektionen Entschlüsselt (Können Sie über alles lachen?) und Hommage à… (Syrien, von Ossama Mohammed). Die Frage des Exils steht im Mittelpunkt. In der Sektion Diaspora ergründet Tony Gatlif seine Roma-Wurzeln, während Neues Territorium die vergessene Dritte Welt thematisiert - diejenige, die im nordamerikanischen indigenen Kino gezeigt wird. Selbst das Genrekino, bei dem es dieses Mal um Erotikfilme geht, ruft leidenschaftliche Debatten hervor, unter anderem in Gegenwart von Jean-Marc Barr. Die Jury krönt den Mexikaner Cristian Diaz Pardo und seinen Film Gonzalez, während Geraldine Chaplin dem FIFF einen Überraschungsbesuch abstattet, um den dominikanischen Film Sand Dollars zu unterstützten, in dem sie mitspielt. Bei dieser 29. Ausgabe, bei der die Frage der Freiheit im Mittelpunkt steht, klettern die Publikumszahlen über die magische Grenze, die noch kein Filmfestival in der Westschweiz je erreicht hat: 40'000 verkaufte Eintrittskarten Esther Widmer, die in den sechs vorherigen erfolgreichen Ausgaben die Verwaltung leitete, beschließt, neue Wege zu gehen. Im November 2015 tritt Giovanna Garghentini Python ihre Nachfolge an.
«Meine Damen und Herren, willkommen beim FIFF! Beim Festival, das kuriose und wunderbare Filme aus der ganzen Welt zeigt. Beim Festival für alle, die das Kino wirklich lieben. Einfach beim besten Festival der Welt. Beim FIFF!» So lässt sich Geraldine Chaplin in ihrer Videobotschaft zur Eröffnung des 30. FIFF vernehmen. Diese wird (zusammen mit einer Botschaft von Jane Campion persönlich!) als Auftakt zur tief bewegenden und unvergesslichen Konzertvorführung des Charlie-Chaplin-Films Kid im Théâtre Equilibre überbracht und enthält ein ganzes Feuerwerk von Komplimenten! Trotzdem erliegt das FIFF im Laufe seiner Geschichte niemals dem Reflex der Selbstzufriedenheit, der Jubiläen oft innewohnt. So wagt die Ausgabe 2016 vielmehr eine globale Hommage an den Kampf der Frauen vor und hinter der Kamera. Kein allgemeines Filmfestival der Welt hat jemals versucht, zu 100 % auf Frauen zu setzen (einschließlich der Jury, die die Israelin Yaelle Kayam mit Mountain zur Gewinnerin kürt). Und dieses Konzept mit Überraschungsbesuchen von Marthe Keller und Sophie Hunger findet ein starkes Echo in allen Sektionen (Genrekino: Wilder als der Mann; Entschlüsselt: Und die Frau schuf das Kino; Diaspora: Mira Nair und Indien; Hommage an Ida Lupino von Pierre Rissient; Terra incognita: Dasein der Filmemacherin in Afrika; und Sur la Carte de Geraldine Chaplin). Das Publikum strömt herbei: Nachdem 2012 die 30 000 überschritten wurden, konnten die Besucherzahlen 2016 auf 42 000 gesteigert werden, wobei 38 000 allein auf die Kinoeintrittskarten entfielen!
Das FIFF hat sich so sehr weiterentwickelt, dass es eine neue visuelle Identität braucht. Die Freiburger Agentur Asphalte Design entscheidet die Ausschreibung für sich und das Königsblau ihres ersten Plakats erobert Freiburg. Im Festivalprogramm begegnen sich afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Perlen der Filmkunst (Internationaler Wettbewerb: Kurz- und Langfilme mit den Gewinnern Salam des Libanesen Raed Rafei und Apprentice von Boo Junfeng aus Singapur), Entdeckungen aus Nepal (Neues Territorium), ägyptische Raritäten (Diaspora), Geisterbeschwörungen (Genrekino), eine Hinterfragung der Filmkunst (Entschlüsselt) und auch amerikanische Salven aus den 50er- und 60er-Jahren, die am Amerika eines Donald Trump abprallen (Sur la carte de... des Schriftstellers Douglas Kennedy). Die Kritik ist angetan: «Der Autor dieser Zeilen», schreibt der Journalist Eric Steiner in der Tageszeitung La Liberté, «hätte gerne etwas daran auszusetzen gefunden, allein um die spitze Feder des Kritikers zum Einsatz zu bringen. Aber daraus wird auch diesmal nichts. Denn dieser 31. Ausgabe ist es gelungen, sogar den anspruchsvollsten Zuschauende zufriedenzustellen, sowohl durch das hohe Niveau aller Filme im Wettbewerb, als auch durch die Originalität der verschiedenen Parallelsektionen.»
Und das FIFF setzt sich auch als Treffpunkt für den Schweizer Nachwuchs durch. Ein Jahr nachdem für die Kurzfilme eine Jury aus Studierenden der Schweizer Filmhochschulen gebildet wurde (Jury Netzwerk Cinéma CH), erfindet das Festival den Preis Auslandsvisum. Die sonst übliche Beurteilung des «Südens» durch den «Norden» wird umgekehrt: Die Schweizer Filmhochschulen schicken Kurzfilme ein, die der scharfsinnigen Betrachtung der Gäste aus der Sektion Neues Territorium unterzogen werden. Und so sehen sich nepalesische Filmschaffende mit Werken angehender Schweizer Regisseurinnen und Regisseure konfrontiert.
Weniger Filme als 2017 (um die 20), weniger Vorstellungen (rund 40), aber dennoch mehr Besuchende (über 44.000)! Diesen vermehrten Zulauf verzeichneten ausnahmslos sämtliche Sektionen: die Internationalen Wettbewerbe für Kurz- und Langfilme sowie die Entdeckung eines Neuen Territoriums (Mongolei), das Genrekino (Filmbiographien), aber auch die «Carte Blanche»-Sektionen (Diaspora: Beki Probst und die Türkei und Sur la Carte de Ken Loach), bei denen man einige Filmklassiker wiederentdecken konnte. Die Sektion Entschlüsselt war einem «lokaleren» Ereignis gewidmet: der 200-Jahr-Feier von Nova Friburgo in Brasilien. Bereits seit einigen Jahren bieten diese Sektionen «eine gekonnte Mischung aus anspruchsvollem und unterhaltsamem Kino, seltenen Perlen, großen Klassikern und Kuriositäten der Filmkunst, eine gewagte und gelungene Auswahl», wie es die Tageszeitung La Liberté zum Abschluss dieser Ausgabe formulierte. Diese Vielfalt bildet sich auch haargenau bei den Preisträger*innen ab: Black Level, die Parabel ohne Worte des ukrainischen Filmemachers Walentyn Wasjanowytsch, wurde mit dem Grand Prix ausgezeichnet; der Sonderpreis der Jury ging an After My Death, den ersten Film des Südkoreaners Kim Ui-seok; die Norwegerin mit pakistanischen Wurzeln Iram Haq erhielt den Publikumspreis für What Will People Say; die anderen Preise wurden zwischen The Seen and Unseen der Indonesierin Kamila Andini und Foxtrot des Israelis Samuel Maoz aufgeteilt. Zählt man den Preis für den besten internationalen Kurzfilm Man of Pa’aling der Philippinerin E del Mundo, den Preis Auslandsvisum an die Freiburgerin Wendy Pillone für Les Heures-Encre und Puppy Love von Margarita Mina, die den Preis des Netzwerk Cinema CH erhielt, hinzu, so waren die Filmemacherinnen unter den Preisträger*innen in der Überzahl.
Das FIFF 2018 profitierte mehr denn je vom Vertrauensvorschuss, den die Festivalbesucher ihm gewährten. 2018 wird das Jahr bleiben, in dem das FIFF seine ideale Form fand. Ein Rohdiamant, der endlich seinen Feinschliff bekam: Das war nötig, um nach zwei defizitären Ausgaben, dem Ausscheiden der administrativen Leiterin und einer grundlegenden Infragestellung der administrativen und finanziellen Struktur zu schwarzen Zahlen zurückzukehren. Bei der Schlussfeier begrüßte der Präsident des Nationalrats Dominique de Buman die Festivalgäste, die «sich ohne Angst in neue Abenteuer gestürzt haben, zu denen sie die Organisatoren des Festivals und insbesondere sein künstlerischer Direktor Thierry Jobin verleitet haben. Dieser wurde für seinen Wagemut und seine Risikobereitschaft durch einen Rekordansturm belohnt.»
Dieses Highlight wird für immer in die Annalen des FIFF eingehen: Die Anwesenheit des britischen Schauspielers und Autors mit nigerianischen Wurzeln Adewale Akinnuoye-Agbaje, der für seinen beeindruckenden autobiografischen Film Farming während einer Mitternachtsvorführung mit einer Standing Ovation bedacht wurde. Das Mitglied der internationalen Jury, aus Serien wie Lost oder Game of Thrones sowie Actionfilmen an der Seite von Robert De Niro, Jason Statham und Sylvester bekannt, hat am FIFF entdeckt, dass anderes Kino möglich ist. Etwa im Internationalen Wettbewerb : Langfilme, in dem er und seine Co-Jurorinnen und Co-Juroren die Mexikanerin Alejandra Marquez Abella (Grand Prix für The Good Girls) und den Uruguayer Alvaro Brechner (Spezialpreis der Jury für Compañeros, der auch den Publikumspreis abgeräumt hat) prämiert haben. Aber auch in den Parallelsektionen : Die etwas andere Filmgeschichte, welche die Autorinnen des Buches Eine schwarze Frau zu sein, ist nicht mein Beruf – allesamt französische schwarze Schauspielerinnen – in der Sektion Entschlüsselt erzählt haben ; die filmischen Trouvaillen aus der Karibik, insbesondere aus der Dominikanischen Republik, in der Sektion Neues Territorium ; die Lieblingsfilme der Schweizer Schriftstellerin mit französisch-koreanischen Wurzeln Elisa Shua Dusapin in der Sektion Diaspora ; oder die ungewohnten Romantik-Komödien aus China oder Honduras in der Sektion Genrekino.
Zum zweiten Mal in Folge war das FIFF mit einem gestrafften Programm bzw. mit 110 Filmen, darunter weniger als 80 Spielfilme, erfolgreich. Dies ist die tiefste Zahl von Filmen, die an einem grossen Schweizer Festival gezeigt werden. Anscheinend ist dies jedoch die Zauberformel für ein Festival, das sich dem Publikum und nicht so sehr der Industrie verschrieben hat: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen öfter die gleichen Filme und tauschen sich darüber aus.
Von den rund vierzig Kurzfilmen, die in Freiburg 2019 präsentiert wurden, haben fünfzehn am Internationalen Wettbewerb : Kurzfilme teilgenommen. Gewonnen haben schliesslich zwei Filmschaffende aus Asien: die Inderin Payal Kapadia mit And What is the Summer Saying (Preis für den besten internationalen Kurzfilm) und der Indonesier Aditya Ahmad mit Kado (Preis des Netzwerk Cinema CH).
Zu guter Letzt hat das FIFF mit einem künstlerischen Risiko einen grossen Coup gelandet. Als ihm die Sektion Sur la Carte de… anvertraut wurde, war der südkoreanische Filmemacher Bong Joon-ho vor allem Cineasten ein Begriff. Zwei Monate nach dem 33. FIFF hat er mit seinem Film Parasite die Goldene Palme von Cannes gewonnen! Eine Palme, die letztlich auch der Grund für seine kurzfristige Absage in Freiburg war: Er musste in Seoul seinen Film fertigstellen. Dank dieser Palme wurde das FIFF mit rund fünfzig Zitaten aus Cannes in sämtlichen Schweizer Medien erwähnt.
Die COVID-19-Pandemie, die Europa im Frühjahr 2020 erschütterte, hat die 34. Ausgabe des FIFF wie so viele andere kulturelle Veranstaltungen zum Erliegen gebracht. Am 4. März 2020 musste die Organisation des Festivals auf Empfehlung der Behörden die Durchführung der Ausgabe, die vom 20. bis 28. März stattfinden sollte, absagen.
Das Festival-Team wollte trotzdem einen Teil seines Programms zur Geltung bringen. So entstand die Ausgabe "34 einhalb". Auf anderen Festivals, online, im Fernsehen und bei einzelnen Sonderveranstaltungen wird das Programm des FIFF für den Rest des Jahres 2020 fortgeführt. Diese Neuausrichtung wurde dank der immensen solidarischen Unterstützung des Publikums und der Partner des FIFF möglich. Vielen Dank an sie!
Von allen Seiten prasselten die Einladungen herein, rund fünfzehn Veranstaltungen und Institutionen haben dem Festival angeboten, einen Film bzw. eine ganze Sektion aus seinem Programm zu zeigen oder dem FIFF einen Abend zu widmen. Diese Anteilnahme hat nicht nur quantitativ dazu beigetragen, dass das grossartige Team des FIFF angesichts der Coronavirus-Epidemie den Mut nicht verloren hat. Sie hat auch erfinderisch gemacht und dazu geführt, dass das Festival nicht einfach verschoben oder abgesagt wurde, sondern in einer neuen Form stattfinden konnte.
Das FIFF hat 2020 ein Programm zusammengestellt, das eine perfekte Mischung aus Entdeckungen und Filmklassikern, aus Autoren- und Mainstreamfilmen bot, vollgepackt mit Emotionen, aber auch mit nachdenklichen Momenten. Davon zeugt auch die Liste der prämierten Filme, die von den Jurys der Internationalen Wettbewerbe: Lang- und Kurzfilme online bekannt gegeben wurde. Der Grand Prix ging an You Will Die at 20, der allererste sudanesische Film im Wettbewerb in der Geschichte des Festivals. Dem jungen Filmemacher Amjad Abu Alala gelingt es, die Geschichte eines stark lokal geprägten Glaubens in einem Stil zu erzählen, der an das goldene Zeitalter der grossen Western erinnert.
Die Ausgabe 2021 war in jeder Hinsicht etwas Besonderes, auch in punkto Originalität! Während wir bereits mit der Vorbereitung der 35. Ausgabe beschäftigt waren, hat uns im Herbst immer noch die Ausgabe 34 ½ auf Trab gehalten. Ende Januar fiel der Entscheid, das Festival vom März auf den Juli 2021 zu verschieben, was bedeutete, dass auch
die Vorbereitungen mit jeder Menge Arbeit und einer Organisation, die teilweise überarbeitet und von vorne begonnen werden musste, ebenfalls um einige Monate verschoben werden mussten. Letztendlich konnte die Sommerausgabe mit einer Live-Performance eröffnet werden, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Kultur feiern, (wieder-)entdecken, bewahren, fördern und verbinden: Das FIFF hat sich durch die Pandemie, die Absage von 2020 und die Verschiebung der Ausgabe 2021 auf den Sommer nicht beirren lassen. Natürlich wurden die Gäste, von denen die Mehrheit aus offensichtlichen Gründen nicht nach Freiburg kommen konnte, schmerzlich vermisst, tragen sie doch entscheidend zur geselligen Atmosphäre bei, welche das Markenzeichen des Festivals ist. Gleiches lässt sich auch für die 10’000 Studierenden der Universität Freiburg sagen, die die Stadt im Juli verlassen. Ihre Abwesenheit wurde jedoch durch eine fulminante Rückkehr zur Normalität kompensiert. Die Freude auf den Gesichtern der Filmschaffenden anlässlich der virtuellen Begegnungen mit den Zuschauerinnen und Zuschauern hat ebenfalls das Ihre beigetragen.
Zum zweiten Mal in Folge ging der Grand Prix des FIFF an einen afrikanischen Film: La Nuit des Rois des Ivorers Philippe Lacôte. Zum zweiten Mal in Folge an einen Kontinent, der dem Festival ganz besonders am Herzen liegt und dem das FIFF einen ebenso wohlgesinnten wie auch notwendigen Rahmen bietet… zumal eine der Parallelsektionen dem ruandischen Film gewidmet war. : Der Argentinier Gastón Portal (Sonderpreis der Jury für Bad Christmas) und der Chinese Yang Ming (Preis für den besten Kurzfilm Monsters Never Know) waren beide mit ihren Erstlingswerken am FIFF vertreten. Die erfahrenere bosnische Regisseurin Jasmila Žbanić räumte mit ihrem bewegenden Quo vadis, Aida? den Publikumspreis und den Preis der Jugendjury ab.
Das sommerliche Festival war auch Anlass für Neuerungen und für Wiederbegegnungen. Neuerungen in Form von neuen Sektionen, mit denen das FIFF-Team dem Publikum für seine Solidarität und Aufmerksamkeit bei der Absage und später der Verschiebung danken wollte: Genrekino (II): Die Lieblinge des Publikums, bei dem das Publikum aufgefordert war, für seine Lieblingsmusicals abzustimmen, die anschliessend im einzigartigen Rahmen des Bollwerks unter freiem Himmel gezeigt wurden sowie Grosses Kino für Familien, ein neues Angebot mit Filmen für Kinder und ihre Eltern.
Planète Cinéma
Aufgrund der Pandemie hat das FIFF beschlossen, ausnahmsweise in die Schulen zu gehen und die Filme direkt in den Klassenzimmern zu zeigen. Diese Anpassung erforderte von Planète Cinéma einen beträchtlichen technischen und organisatorischen Aufwand (Reportage sehen). Es wurde eine Online-Plattform eingerichtet, auf der jede Lehrperson einen Film auswählen konnte, den sie in ihrer Klasse zeigen wollte. Auf dem Programm von Planète Cinéma standen 11 Filme und 2 Kurzfilmprogramme. Insgesamt besuchten 14 525 Schülerinnen und Schüler bzw. über 800 Klassen eine Filmvorführung von Planète Cinéma.
Nach zwei turbulenten Pandemiejahren hat das FIFF für seine 36. Ausgabe ein Programm nach einer Rezeptur zusammengestellt, deren Geheimnis nur es selbst kennt – ein heiterer und aufwühlender Mix aus Autorenfilmen und populärem Kino. Das Augenmerk liegt dabei auf Neuentdeckungen aus der ganzen Welt. Das Publikum zitterte vor postapokalyptischen Filmen, kam in den Genuss einer von den Filmschaffenden selbst zusammengestellten Hommage an das afghanische Kino und des weltweit ersten Fokus auf das angolanische Kino. Die Carte blanche für Gjon's Tears, einem Schweizer Sänger mit kosovarischen Wurzeln, ermöglichte ein Eintauchen in die albanische Kultur. Eine andere Carte blanche erhielt der Komiker Pierre Richard. Sowohl Gelächter als auch ernstere Themen standen bei dieser Rückkehr zur «Normalität» auf dem Programm.
Obwohl die Filme vor Putins Angriff auf die Ukraine ausgewählt wurden, erschien das Werk der ukrainischen Regisseurin Marina Er Gorbach wie ein Echo auf aktuelle Ereignisse. Sie erhielt den Grand Prix für ihren umwerfenden Film Klondike, der die Jury einstimmig überzeugte. Im Internationalen Wettbewerb: Kurzfilme gewann die Brasilianerin Nina Kopko mit Lunch Break den Preis für den besten Kurzfilm (siehe die vollständige Liste der Preisträger).
Zum ersten Mal konnte das Festival die zehn Säle der Arena nutzen. Dies ermöglichte es, eine FIFF Atmosphäre im Multiplex zu kreieren, einen eigenen Saal für die Partner des Festivals anzubieten und ein Programm rund um Videospiele unterzubringen, das von Cutscene zusammengestellt wurde (vollständiges Programm im Archiv). In diesem Rahmen konnten unter anderem mehr als 11.300 Schülerinnen und Schüler von dem Programm Planète Cinéma profitieren.
Dem FIFF 2022 gelang das Wunder, die Besucherzahlen vor der Pandemie leicht zu übertreffen, d.h. rund 42 Festivalbesucherinnen und -besucher in den Kinos und online. Zum Erfolg trug der starke Anstieg des deutschsprachigen Publikums bei. Denn zum ersten Mal waren fast alle Filme Deutsch untertitelt.
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