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Das FIFF rückt das Filmschaffen Nordmazedoniens ins Scheinwerferlicht

God exists, her Name is Petrunya, Teona Strugar Mitevska (2019)

In seiner 38. Ausgabe zeigt das Internationale Filmfestival Freiburg (FIFF) in der Sektion Neues Territorium eine Auswahl nordmazedonischer Filme. Das Balkanland ist zwar kleiner als die Schweiz, zeichnet sich aber gleichwohl durch ein spannendes Filmschaffen von hoher Qualität aus. Das FIFF präsentiert den weltweit ersten Überblick nordmazedonischer Filme. Zwischen dem 15. und 24. März 2024 werden zehn Spielfilme sowie ein Programm mit sieben Kurzfilmen in Anwesenheit von nordmazedonischen Filmschaffenden gezeigt. Diese Auswahl wurde möglich dank des Beitrags von Biljana Lunga Filipovska, Beraterin bei der Nordmazedonischen Filmagentur.

Nordmazedonien hat in seiner Geschichte viele Spannungen und Migrationsbewegungen erlebt. Samet Sulejmanoski, Kurator der Sektion Neues Territorium, sagt: «Nordmazedonien ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Ethnien und Religionen. Die Filmauswahl, die am FIFF gezeigt wird, rückt ein Land ins Rampenlicht, das unter Besatzungen und Kriegen gelitten hat». Auf der Suche nach Identität, aus der Sicht einer fragmentierten Welt und eines Balanceakts zwischen Traditionalismus und dem Drang nach Modernität, bieten die ausgewählten Filme einen zutiefst menschlichen Blick auf biografische Brüche. Der in Freiburg lebende Nordmazedonier und Schweizer Samet Sulejmanoski beschreibt ein engagiertes, feinfühliges und intelligentes Filmschaffen zwischen Poesie und Humor. Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des FIFF, betont: «Die Filme aus Nordmazedonien haben eine universelle Tragweite. Dank einem erfrischenden Hauch von Ironie finden die oftmals entschlossenen und willensstarken Figuren stets einen Ausweg aus den schwierigsten und absurdesten Situationen. Ich bin mir sicher, dass sich das Publikum des FIFF mit diesen Geschichten identifizieren und ein Land kennenlernen wird, in dem es von Talenten wimmelt – wodurch Filme von hoher formaler und erzählerischer Qualität ermöglicht werden».

Honeyland, Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov, 2019
Honeyland, Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov, 2019

Die Sektion Neues Territorium: Nordmazedonien wird mit Before the Rain (1994) von Milcho Manchevski eröffnet, ein Meilenstein in der Filmgeschichte des Landes. Der Film ist die erste grössere Produktion seit der Unabhängigkeit des Landes, das bis 1991 zu Jugoslawien gehörte. Er zeichnet anhand von drei Personen das Porträt eines Landes, in dem ethnische und religiöse Spannungen ihren Höhepunkt erreichen. Das Werk war ein durchschlagender Erfolg: 1994 gewann es in Venedig den Goldenen Löwen und 1995 wurde es für die Oscars nominiert.

God Exists, Her Name is Petrunya (2019) von Teona Strugar Mitevska ist ein weiterer starker Film der Sektion. Im Mittelpunkt dieses an der Berlinale ausgezeichneten Dramas steht eine Frau, die auf Konventionen pfeift, indem sie an einer traditionell Männern vorbehaltenen Zeremonie teilnimmt. Der Film wirft einen schonungslosen Blick auf eine konservative und patriarchale Gesellschaft. «Teona Strugar Mitevska ist eine der grossen Regisseurinnen des Landes. Sie macht engagiertes Kino und zeichnet sich durch eine feinfühlige und subtile Erzählweise aus»,  schwärmt Samet Sulejmanoski. Die Regisseurin ist Mitglied der Internationalen Kurzfilmjury und wird persönlich in Freiburg anwesend sein.

Das FIFF präsentiert auch den diesjährigen Oscar-Kandidaten Nordmazedoniens: Housekeeping for Beginners (2023) von Goran Stolevski. Der Film erzählt mit Einfühlungsvermögen und einer Prise Humor von Dita, die die Kinder ihrer Partnerin aufziehen muss – in einer Gesellschaft, die von einer tiefgreifenden Homophobie und einer gewissen Geringschätzung gegenüber ihren Roma-Gemeinschaften geprägt ist. Der Spielfilm wurde in Venedig mit dem Queer Lion ausgezeichnet und befasst sich mit einem universellen Thema – dem Streben nach einem harmonischen Familienleben und der gleichzeitigen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zwängen.

Housekeeping for Beginners, Goran Stolevski, 2023
Housekeeping for Beginners, Goran Stolevski, 2023

Das FIFForum veranstaltet eine Diskussionsrunde zum Thema «Filmemachen in Nordmazedonien» mit der Delegation der Filmschaffenden des Landes. Und auch die Gastronomie kommt nicht zu kurz: Das erfolgreiche Konzept Film und Genuss wird auch dieses Jahr fortgeführt. Nach ausgewählten Filmvorführungen des FIFF kann das Publikum ein von einer Kultur oder einem Film inspiriertes Gericht in einem der Freiburger Partnerrestaurants geniessen. Das Restaurant Les Trentenaires bietet nach der Vorführung eines Films der Sektion Neues Territorium eine kulinarische Spezialität aus Nordmazedonien an.

NEUES TERRITORIUM: NORDMAZEDONIEN

Spielfilme

  • Before the Rain (Pred dozhdot), Milcho Manchevski, 1994
  • The Great Water (Golemata Voda), Ivo Trajkov, 2003
  • Balkan Is Not Dead (Balkanot ne e mrtov), Aleksandar Popovski, 2012
  • Secret Ingredient (Tajnata sostojka), Gjorce Stavreski, 2017
  • God Exists, Her Name Is Petrunya (Gospod postoi, imeto i' e Petrunija), Teona Strugar Mitevska, 2019
  • The Happiest Man in the World (Najsrekjniot Chovek na Svetot), Teona Strugar Mitevska, 2022
  • Snow White Dies at the End (Snežana na krajot umira), Kristijan Risteski, 2022
  • Housekeeping for Beginners (Domakinstvo za Pocetnici), Goran Stolevski, 2023

Dokumentarfilme

  • Honeyland (Medena zemja), Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov, 2019 
  • New Era Old Dilemma (Stara dilema, nova era), Sabidin Aliu, 2023

Kurzfilme

  • Elena, Dina Duma, 2016
  • Fighting for Death, Eleonora Veninova, 2016
  • The Beginning, Agim Abdula, 2018
  • Sticker, Georgi Unkovski, 2020
  • The North Pole, Marija Apcevska, 2021
  • Only the Devil Hates Water, Lidija Mojsovska, 2022
  • A Tone of Ice Cream, Sandra Gjeorgjieva, 2023

FIFForum Diskussionsrunde
Treffen mit Samet Sulejmanoski und der Delegation von Filmemachenden aus Nordmazedonien (freier Eintritt)

Das vollständige Programm des 38. FIFF (15.–24. März) wird am 28. Februar enthüllt.
 

Snow White Dies at the End, Kristijan Risteski, 2022
Snow White Dies at the End, Kristijan Risteski, 2022

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