Das Internationale Filmfestival Freiburg verrät das erste Thema seiner Ausgabe 2020. Vom 20. bis am 28. März wird Ruanda Gast der Sektion Neues Territorium sein. Damit folgt das Land der tausend Hügel auf Nepal, die Mongolei und die Karibik. Und noch nie hat die Bezeichnung «Neues Territorium» besser gepasst: Dank einer neuen Generation talentierter Filmemacherinnen und Filmemacher entsteht zurzeit eine starke ruandische Filmszene. Durch eine Auswahl an Kurz- und Langfilmen und in Anwesenheit einiger der vielversprechendsten Regisseurinnen und Regisseuren werden die Besucherinnen und Besucher des Festivals die Grösse dieses Schaffens entdecken können.
Die ruandische Filmszene ist ohne Zweifel eine der jüngsten in der Geschichte des Films. Erst 1950 wurde die erste und eine der wenigen ausländischen Produktionen im Land gedreht: König Salomos Schatzkammer (King Solomon’s Mines) der Amerikaner Compton Bennett und Andrew Marton, ein exotischer Abenteuerfilm mit Deborah Kerr und Stewart Granger in den Hauptrollen. Weitere 50 Jahre vergehen, bis 2001 der erste von einem Ruander produzierte Spielfilm entsteht – und zwar vom Pionier Eric Kabera: Hundert Tage (100 Days) des britischen Regisseurs Nick Hughes. Drei Jahre später – also erst im Jahr 2004 – besiegelt Eric Kabera den ersten zu 100% ruandischen Langfilm, den Dokumentarfilm Gardiens de la mémoire.
Erst in jüngster Zeit, im Jahr 2011, erschien dann der erste lange Spielfilm, der von einem Ruander produziert und realisiert wurde: Grey Matter von Kivu Ruhorahoza. Ein Werk, das gleich nach seinem Erscheinen am Tribeca Film Festival und am Internationalen Filmfestival Warschau ausgezeichnet wurde. Grey Matter war – zusammen mit Kurzfilmen wie SAA-IPO (Jean Luc Habyarimana, 2010) oder Lyiza (Marie-Clémentine Dusabejambo, 2011) der Auslöser für eine Dynamik, die bis heute nicht aufgehört hat, an Geschwindigkeit zuzulegen, und die auch an den grössten unter den Filmfestivals zu spüren war: Im Februar 2018 wurde Imfura von Samuel Ishimwe an der Berlinale mit dem Silbernen Bären für den besten Kurzfilm ausgezeichnet; einige Monate später erhielt der Kurzfilm I Got My Things and Left von Philbert Aimé Mbabazi Sharangabo in Winterthur eine lobende Erwähnung und holte im vergangenen Frühling in Oberhausen den grossen Preis.
Und auch die Langfilme stehen dieser Dynamik in nichts nach: Während The Mercy of the Jungle von Joël Karezeki zuerst insbesondere in Toronto 2018 selektioniert war und den Étalon de Yennenga und den Preis für den besten Schauspieler am Festival FESPACO (Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou) gewann, wurde die Filmemacherin Kantarama Gahigiri im Rahmen des letzten Festivals in Cannes zu La Fabrique Cinéma de l’Institut français eingeladen, in der jedes Jahr zehn erfolgsversprechende Filmemacherinnen und Filmemacher von einer Unterstützung und Arbeitssitzungen für ihren nächsten Film profitieren können. Bei ihrem Film Tanzanite handelt es sich um einen verrückten, futuristischen Spielfilm.
«Inmitten dieser Explosion, die gleichzeitig so viele Talente hervorbringt», berichtet Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des FIFF, «wird das Publikum eine wichtige Verbindung mit der Schweiz entdecken können: Insbesondere Kantarama Gahigiri, Samuel Ishimwe und Philbert Aimé Mbabazi Sharangabo haben eine starke Bindung zu unserem Land, sie haben hier Film studiert und/oder sind hier geboren. Bewundernswert und sehr einzigartig ist auch ihr gemeinsamer Wunsch, ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Energie in den Dienst des ruandischen Films zu stellen. Ein Filmschaffen, das so viel zu erzählen hat – nicht nur über den Genozid oder über eine Exotik, die bisher in erster Linie aus westlicher Sicht erzählt wurde. Das FIFF ist sehr stolz, ihnen eine Bühne zu bieten und sie auf diese Weise dabei zu unterstützen, dass sie es mit ihrer Arbeit noch weit bringen.»
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