
Das Internationale Filmfestival Freiburg (FIFF) gibt das Programm seiner 39. Ausgabe bekannt: 108 Filme aus 52 Ländern, darunter 17 Welt-, 3 internationale, 5 europäische und 42 Schweizer Premieren. Vom 21. bis 30. März 2025 bietet das FIFF seinem Publikum eine Reihe spannender Kriminalfilme und nimmt es mit auf eine Reise nach Sri Lanka. Für die traditionelle Carte blanche zeichnet dieses Jahr Jérôme Paillard verantwortlich – der ehemalige Produzent machte den Marché du Film in Cannes zum grössten Filmmarkt der Welt. Die Sektion Entschlüsselt befasst sich mit dem Einfluss des kommunistischen Systems auf das afrikanische Filmschaffen während des Kalten Krieges. Die Mitternachtsvorführungen, die Sektion Grosses Kino für Familien sowie die zahlreichen Begegnungen im Rahmen des FIFForum schliessen das engagierte, fesselnde und kurzweilige Programm ab.
Das 39. FIFF öffnet und schliesst mit zwei Dokumentarfilmen über Afghanistan. Der Eröffnungsfilm folgt dem Traum von Skifahrern in den Bergen eines Landes, das kurz vor dem Zusammenbruch steht (Champions of the Golden Valley). Der Schlussfilm handelt von mutigen Widerstandskämpferinnen, deren Rechte durch die Taliban ausser Kraft gesetzt werden (Bread & Roses). Beide Filme erzählen eindringlich von einer Freiheit, die mit Füssen getreten wird und von zerschlagenen Hoffnungen. «Sie bilden ein grossartiges Diptychon und geben die Richtung vor», sagt Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des Festivals. «Diese 39. Ausgabe ist von Widerstandsgeist beseelt. Sie fordert uns auf, uns gemeinsam auf die Bedeutung unserer Freiheiten zu besinnen und uns ihrer Zerbrechlichkeit bewusst zu werden, indem wir unseren Blick auf Länder richten, die sich im toten Winkel des Filmmarkts befinden. Mehr denn je gilt: Wenn du diese Filme nicht am FIFF siehst, wirst du sie nirgendwo sonst sehen. Nur 3 Filme der 67 Premieren kommen später in die Schweizer Kinos.»
Die Kurz- und Langfilme der Internationalen Wettbewerbe liefern Lebenszeichen der Freiheit. «Das FIFF ist es gewohnt, der Stimme von Filmschaffenden Gehör zu verschaffen, die im Film ein hervorragendes Instrument der Soft Power sehen. Die Filmselektion dieser 39. Ausgabe geht noch einen Schritt weiter und erzählt ganz unmittelbar Geschichten des Widerstands, hauptsächlich von Frauen», erklärt Thierry Jobin. Von Nigeria (The Legend of the Vagabond Queen of Lagos) über Malaysia (Pavane for an Infant) bis hin zu Brasilien (Senhoritas oder O silêncio das ostras) – zahlreiche Produktionen zeigen das Schicksal von Frauen, die darum kämpfen, ihre Gemeinschaft, ihren Ruf oder ihre Grundrechte zu schützen. Zehn der sechzehn selektionierten Kurzfilme haben eine weibliche Hauptfigur. Eine weitere Gemeinsamkeit einiger Wettbewerbsfilme ist ihr ausgeprägtes Interesse an Tiergeschichten oder generell an Geschichten über die Beziehung des Menschen zur Natur. So handeln die beiden Filme Black Dog und Seeking Haven for Mr. Rambo von der Macht der Freundschaft zu einem Hund, und dies vor dem Hintergrund von Unterdrückung, Einsamkeit und Ausgrenzung. Thierry Jobin sagt dazu: «Angesichts des brutalen Zeitgeschehens müssen wir feststellen, dass unsere Gesellschaft von einer bestialischen Ordnung beherrscht wird. Der Mensch wird auf sein tierisches Wesen zurückgeworfen und begibt sich auf der Suche nach neuen Lösungen auf Augenhöhe mit dem Tier. Dass die Filmschaffenden von Tieren erzählen, zeugt von dieser Versuchung, zur Seite zu treten und neue Blickwinkel einzunehmen.» Diesen Geschichten von Gewalt und Ernüchterung, aber auch von Solidarität und Mut, ist gemein, dass sie von einem Schrei der Wut, aber auch der Hoffnung getragen werden.
Spannende Reisen durch das Weltkino
Die weiteren Sektionen des FIFF vervollständigen diese Übersicht über das Weltkino, die sich wie immer auf Filme aus Asien, Lateinamerika, Afrika und Osteuropa konzentriert. Der ehemalige Produzent Jérôme Paillard, der den Marché du Film von Cannes aufgebaut hat, wird dem Freiburger Publikum fünf seiner Lieblingsfilme präsentieren. Seine Carte blanche zeugt von seiner Leidenschaft für den spanischsprachigen Film, wie Blancanieves (Spanien), Relatos salvajes (Argentinien) und El secreto de sus ojos (Argentinien). Auch das afrikanische und asiatische Filmschaffen ist prominent im Programm vertreten. Die Sektion Entschlüsselt: Africa beyond the Cold War wurde dieses Jahr dem Departement für Zeitgeschichte der Universität Freiburg anvertraut. Sie gibt anhand von drei Filmen über persönliche und kollektive Kämpfe gegen den Kolonialismus einen Einblick ins Afrika während des Kalten Krieges: z. B. in Chronique des années de braise, dem einzigen algerischen Film, der je mit einer Goldenen Palme ausgezeichnet wurde (1975), und im senegalesischen Spielfilm Mandabi, der 1968 an den Filmfestspielen in Venedig den Kritikerpreis erhielt und als erster Film überhaupt in einer afrikanischen Sprache gedreht wurde. Die Sektion Neues Territorium präsentiert ein Porträt des zeitgenössischen sri-lankischen Filmschaffens: dreizehn Filme voller Hoffnung, Hellsicht und Humor, die im Land selber, aber auch im Exil realisiert wurden.
Die Kriminalfilme der Sektion Genrekino: Morde und Mysterien werfen einen ungewöhnlichen, aber aufschlussreichen Blick auf die Kulturen und politischen Systeme der Welt. Thierry Jobin meint: «In einer Ausgabe, durch die sich der Widerstand als roter Faden hindurchzieht, hallen Geschichten von Ermittlungen, Analysen oder Autopsien umso stärker wider: Dieses Filmgenre inszeniert in unterhaltsamen und spannenden Geschichten die Abgründe unserer Gesellschaft.» Der gleichen Logik folgen die vier Dokumentarfilme der Sektion Unsere Favoriten, indem sie ein Ereignis, ein Phänomen oder eine Situation eingehend untersuchen: Einer davon ist Chain Reactions von Alexandre O. Philippe (Internationale Jury: Kurzfilme), der 2024 in Venedig als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Die Ode an die verborgene Schönheit von The Texas Chainsaw Massacre wird im Anschluss an diesen legendären Film gezeigt, der in den Mitternachtsvorstellungen läuft. «Dieses Meisterwerk erinnert daran, wie sich ein Film auf die Suche nach der Schönheit im Horror begab, als die Jugend in einer Welt in der Krise rebellierte und der Vietnamkrieg Millionen von Menschenleben forderte», so der künstlerische Leiter des FIFF.
Dieses höchst unterhaltsame Programm wird mit Filmen der Sektion Grosses Kino für Familien ergänzt, die sich an Kinder ab 3 Jahren richten. Mit Spannung wird auch die Sektion Passeport Suisse erwartet, in der unter anderem die Gewinnerfilme des Wettbewerbs Eine Freiburger Geschichte gezeigt werden, den das FIFF im Frühling 2024 zum Thema Musik lanciert hat. Die preisgekrönten Filme wurden aus rund zwanzig Vorschlägen ausgewählt und stammen sowohl von Profis als auch von Amateurinnen und Amateuren. Der Wettbewerb wird für 2026 erneut durchgeführt, das Thema wird während des Festivals bekannt gegeben.
Begegnungen zwischen Filmschaffenden und Filmfans
Im Rahmen des FIFForum finden ein Dutzend Begegnungen, Gespräche und Podiumsdiskussionen statt. Nach der Vorführung von Se7en erwarten die Star-Autoren des Schweizer Kriminalromans Nicolas Feuz und Marc Voltenauer das Publikum, um das 30-Jahr-Jubiläum des Kultfilms würdig zu begehen. Einen weiteren Höhepunkt dieser spannenden Ausgabe bildet eine deutschsprachige Diskussion mit den Schweizer Schauspielerinnen und Mitgliedern der internationalen Jurys Sarah Spale und Anna Pieri Zuercher. Sie werden über ihre Erfahrung als Darstellerinnen von Kommissarinnen in Krimiserien (Wilder, Tatort Zürich) sprechen. Dieses Gespräch sowie die 55 Filme mit deutschen Untertiteln oder ohne Dialoge richten sich speziell an das deutschsprachige Publikum des FIFF. Ebenfalls erwähnenswert sind die Gespräche mit dem britischen Fotografen Derek Hudson (Internationale Jury: Langfilme) sowie zwischen Beki Probst und Jérôme Paillard über die Filmmärkte und ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten.
Mit Dynamik und Begeisterung in die Zukunft
Das Team des FIFF freut sich, auch 2025, ein Jahr vor seiner 40. Ausgabe, die Stadt und die Region Freiburg, ihre Kinos, Restaurants, Geschäfte und Strassen, zu unumgänglichen Orten der Begegnung zu machen. Mit seiner Dynamik und seiner Begeisterung dient das Festival auch der lokalen Wirtschaft und der Ausstrahlung des ganzen Kantons – ein Elan, den es angesichts der aktuellen Herausforderungen und der angespannten Lage im Bereich der öffentlichen Subventionen dringender braucht denn je. «Wir arbeiten mit all unserer Energie an einem Massnahmenplan, um die Finanzierung und die Entwicklung des FIFF dauerhaft zu sichern», betont Präsident Mathieu Fleury. Dies geschieht unter anderem mit der intensiven Suche nach neuen privaten Geldgebern.
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